Die Flandern-Rundfahrt: ein episches Radsportevent

Das Amateur-Rennen “We Ride Flanders” in der ikonischen Region Flandern in Belgien, lädt Radsportbegeisterte aller Niveaus dazu ein, sich auf den legendären Kopfsteinpflasterstraßen und Hügeln der berühmten Flandern-Rundfahrt zu messen. 2024 wollte ich mich auch dieser einzigartigen Herausforderung stellen, um meine Grenzen zu testen und tief in das Herz des belgischen Radsports einzutauchen.

Was genau ist die Flandern-Rundfahrt?

Die Flandern-Rundfahrt in Belgien, bekannt als "Ronde van Vlaanderen", ist nicht nur ein Rennen; sie ist eine Institution in der Rennrad-Welt. Als eines der fünf Monumente des Radsports steht sie in einer Reihe mit legendären Rennen wie Paris-Roubaix oder Mailand-San-Remo. Diese Monumente sind nicht nur wegen ihrer langen Geschichte und Tradition berühmt, sondern auch wegen der einzigartigen Herausforderungen, die sie den Fahrern stellen – sie gelten als die Härtesten Eintagesrennen des Radsports.

Wer kann alles teilnehmen?

Die Flandern-Rundfahrt zieht nicht nur Profis an, sondern auch Radsportbegeisterte, die auf denselben Straßen fahren und sich denselben Bedingungen stellen wollen, wie ihre Vorbilder im Profi-Peloton. Ein Tag vor dem offiziellen Rennen findet “We ride Flanders” statt, ein Amateur-Rennen, bei dem Teile der gleichen Strecke unter Wettkampfbedingungen gefahren werden kann. Teilnehmer haben die Wahl zwischen verschiedenen Distanzen (78 km - 270 km), was das Event sowohl für erfahrene Radsportler als auch für ambitionierte Hobbyfahrer attraktiv macht.

 

We Ride Flanders: 125 km durch Nässe, Kopfsteinpflaster und die eigenen Grenzen

Bereits um 7 Uhr morgens, bei knapp 5 Grad und anhaltendem Regen, erklang der Startschuss für mich. Ich hatte mich für die 159 km lange Strecke angemeldet, die direkt als erste Gruppe startete. Ausgerüstet mit allem, was mein Kleiderschrank an Regen-Abwehr zu bieten hatte, musste ich doch schnell erkennen, dass ich an diesem Tag eine neue Dimension des Wortes “nass” kennenlernen würde.

Kaum waren die ersten 10 Kilometer hinter mir, musste ich bereits meine erste mentale Hürde überwinden: Mein Ass-Saver, der zumindest meinen Hintern vor Spritzwasser schützen sollte, verabschiedete sich auf dem ersten langen Kopfsteinpflaster-Abschnitt. Ich wurde plötzlich noch nasser, auch wenn ich das vorher nicht für möglich gehalten hatte. Ich war in dem Moment bereit, alles hinzuschmeißen und auf direktem Weg nach Hause zu fahren. Zum Glück war mein Partner Anton zur Stelle und opferte seinen Ass-Saver, damit ich mich irgendwie wieder in den Griff bekommen konnte.

Ich war ehrlich überrascht, wie schnell einen anhaltender Regen und das rutschige Kopfsteinpflaster an seine mentale Grenze bringen können. Aber irgendwie gelang es mir, mich wieder zu motivieren und die Fahrt fortzusetzen.  

Nach drei Stunden im Regen und knapp 60 km kapitulierten schließlich auch meine Schuhüberzieher, und meine Socken waren durchweicht. Die Temperatur blieb leider um die 5 Grad und das ständige Geruckel durch die Kopfsteinpflaster-Abschnitte taten ihr Übriges, um mich nervlich fertig zu machen.

Bei km 100 wollten wir eine Entscheidung treffen. Angesichts der Tatsache, dass wir den letzten Teil der Strecke bereits am Vortag abgefahren waren, beschlossen wir, die Route abzukürzen. So überquerten wir nach 125 Kilometern und sechs Stunden im Regen die Ziellinie. Trotzdem ein großartiges Gefühl, es irgendwie ins Ziel geschafft zu haben und diese Tortur hinter sich zu haben.

Danach ging es direkt in Richtung einer heiß ersehnten Dusche. Große Empfehlung sind auch belgische Pommes und Bier, um einen körperlich wieder zurück ins Leben zu holen.

Ein Blick hinter die Kulissen: Live beim Profi-Rennen dabei

Das Profi-Rennen am nächsten Tag starte bei strahlendem Sonnenschein. Eine unglaubliche Atmosphäre im Start-Ort Oudenaarde. Was mich total überrascht hat, war, wie nah man an die Fahrerinnen und die Teamfahrzeuge herankommt. Ich hätte einen abgesperrten Bereich mit Zugangsberechtigungsabfrage erwartet. Stattdessen kann man überall einfach mal vorbeischauen, den Fahrerinnen beim Aufwärmen zusehen und die Bikes begutachten. Hier durften wir ganz nah am FDJ-Suez Team sein und ein bisschen Profi-Atmosphäre erleben.

Nach dem Start sind wir im FDJ-Fahrzeug zu bestimmten Punkten an der Strecke gefahren, um live beim Kampf und den Sieg dabei zu sein. Es gibt einige Knotenpunkte wie bspw. den Oude Kwaremont, an dem sich sehr viele Zuschauer sammeln, aber auch menschenleere Abschnitte. Der Fairness halber hatte es auch bei den Profi-Damen nach nur 1h Renngeschehen zu regnen angefangen, und ich wusste dank Vortag genau, wie sich die Fahrt nun für alle anfühlen musste.

Ein Fahrradrennen live an der Strecke anzusehen, hat immer auch sehr viel mit Warten zu tun. Dann rauscht in gefühlten 1-2 Minuten das gesamte Rennen an einem vorbei und man muss zum nächsten Punkt fahren. So warteten wir viel auf das Peloton und verfolgten das Rennen parallel auf dem Smartphone. Zur Zieleinfahrt waren wir dann wieder an der Ziellinie. Im strömenden Regen haben die Frauen noch einmal in einem spannenden Finale gezeigt, was in ihnen steckt. Insgesamt eine unglaubliche Erfahrung, ein Pro-Race einmal Live zu sehen.

Meine Tipps fürs Amateur-Rennen:

Für zukünftige Teilnehmer am Amateur-Rennen habe ich folgende Tipps: Fahrt auf jeden Fall die schwierigsten Anstiege am Tag vor der Rundfahrt schonmal ab. Es hat mir auch extrem geholfen, dass ich wusste, wie es ist lange auf Kopfsteinpflaster zu fahren und was noch schwieriger ist: auf Kopfsteinpflaster Anstiege hochzufahren. Rechnet immer mit dem schlechtesten Wetter ever. 2022 hat es bei der Flandern-Rundfahrt sogar geschneit.

Ansonsten eine große Empfehlung an alle, das einmal selbst auszuprobieren.

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